Wer liest es nicht immer wieder in der Werbung großer deutscher Kaffeeröstereien: Dieser Kaffee besteht aus “100% Arabica Kaffee“. Aber ob das (k)eine ganz besondere Qualitätsaussage ist, ist fraglich . Jedenfalls suggeriert die Werbung, ein hohes Qualitätsversprechen an die sortenreine Kaffeebohne. “Hochlandbohnen”, “elegantes und ausgewogenes Aroma” – kein Attribut ist zu schade, um die Qualität des Arabica Kaffees zu unterstreichen.
Was bedeutet “100% Arabica Kaffee” tatsächlich?
Sicherlich stimmt, dass die Aromenvielfalt beim 100% Arabica Kaffee höher ist. Hier herrschen vor allem viele fruchtige Aromen, die sich durch feine Säurenoten im Kaffee bemerkbar machen. Die Robusta Coffee Bohne, die “schlechte” Kaffee-Qualität (so suggeriert uns die Werbung), schmeckt dagegen eher nussig, erdig, schokoladig fast sogar toastig.

Ach, Ihr Kaffee soll schokoladig, nussig schmecken? Sie mögen keine Fruchtsäuren im Kaffee? Dann gehören Sie sicher zur Mehrheit aller Deutschen, Schweizer und Österreicher, die eben diese Aromen für die typischen Kaffeearomen halten. Und das nicht zu Unrecht. Denn normalerweise ist das der Geschmack, den wir seit Jahrzehnten gewöhnt sind.
Aber warum wird dann so viel Wert auf die Aussage “100% Arabica Kaffee” gelegt? Das ist einfach! Damit können die Kaffeeröstereien höhere Preise durchsetzen. Denn, Sie mögen es nicht glauben, “100% Arabica” ist maximal eine Inhaltsangabe, keine Qualitätsaussage.
Kaffee und Wein im Vergleich
Nehmen wir das Beispiel Wein – ein sehr gutes Beispiel, mit dem Kaffee extrem gut vergleichbar. Bei Wein gibt es grob gesagt zwei Sorten:
- Rotwein
- Weißwein
(den Rosé lassen wir der Einfachheit außen vor). Stellen Sie sich vor, auf einer Flasche Wein stünde “100% Rotwein”. Was heißt das also? Es ist in der Flasche 100% Wein von roten Trauben. Mehr nicht – aber auch nicht weniger. Gehen Sie mal in den Supermarkt: “100 % Rotwein” gibt es im TetraPak als “Cuvée der Europäischen Gemeinschaft” oder, um das andere Ende der Qualitätsskala zu nehmen, einen “Premier Grand Cru Classé” aus dem Médoc. Selbst wenn auf dem Etikett stehen würde “100% roter Bordeaux” würde das an der Aussage also nichts ändern. Denn auch bei den Rotweinen des Bordeaux gibt es deutliche Qualitätsunterschiede.

Das ist beim Kaffee nicht anders. Sie können an den internationalen Rohkaffee-Börsen Arabica Varietäten unterschiedlichster Qualität einkaufen – zu völlig unterschiedlichen Preisen. Und aus völlig unterschiedlichen Ländern: z.B. Brasilianischen Santos, Äthiopischen Yirgacheffe oder den XXXXX von Haiti. Und das gleiche gilt für die Robusta Bohnen. Es gibt billige Bohnen, beispielsweise aus Vietnam, und teurere, weil qualitativ hochwertiger, z.B. Indischen Monsooned Robusta oder Indonesischen Java. Je nachdem welche Bohnen verwendet werden, können Unterschiede in der Qualität festgestellt werden.
100% Arabica Kaffee = 100% Geschmack?
“100% Arabica Kaffee” sagt rein gar nichts über die Qualität des eingekauften Kaffees aus. Auch nichts darüber, ob Ihnen der Kaffee schmeckt oder nicht. Interessanterweise mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Kunden, denen ich z.B. drei verschiedene Kaffees zum (Blind-) Verkosten hinstelle, die Kaffeemischung mit Robusta-Anteil wählen, weil diese ihrem persönlichen Geschmack am nächsten kommt.
Wo kommt Arabica Kaffee her?
In Italien, dem Heimatland des Espresso, dort, wo Ihnen der Kaffee immer so gut schmeckt, dort sind in den klassischen Bar-Mischungen immer Anteile von Robusta-Bohnen enthalten. Denn den Geschmack der Robusta-Bohne möchte in Italien niemand missen.

Woran kann der Verbraucher Kaffee-Qualität erkennen?
Am einfachsten ist es, in wirklichen Kaffeefachgeschäften einzukaufen. Damit meine ich nicht die Geschäfte, in denen Sie auch Kinderbekleidung oder Haartrockner kaufen können . Nein, auch nicht den Supermarkt mit abenteuerlich schlechten Kapseln oder Kaffee Pads. Vielmehr meine ich Geschäfte, die sich wirklich dem Thema Kaffee verschrieben haben. Häufig sind diesen Läden Röstereien angeschlossen und der Röstmeister steht Ihnen gerne Rede und Antwort. Die andere Alternative ist es, die Kaffees zu kaufen, deren Rückverfolgbarkeit zum Produzenten gewährleistet ist (die sogenannte Traceability). Darüber hinaus findet die Third Wave Kaffee Bewegung immer mehr Anklang, so gibt es mittlerweile eine Breite an Cafés, denen jeder einzelner Schritt in der Kaffeewertschöpfungskette am Herzen liegt.
Beispielhaft sind hier die Schweizer Röstereien Blaser Café und Rast Kaffee zu nennen, die für jeden ihrer Kaffees eine genaue Herkunftsangabe bereitstellen (z.B. für die Mischung Lilla e Rose von Blaser). Oder auch die Kafischmitte von Roger Wittwer aus Langnau. Roger Wittwer gibt für jeden seiner Kaffees die genaue Herkunft preis. Hier wird Qualität transparent. Diese Röstereien werben nicht mit “100% Arabica”, da sie so hochwertige Rohkaffees für ihre Röstkaffees einkaufen, dass Sie mit gutem Gewissen die genaue Herkunft ihrer Rohkaffees angeben können.
Wo kauft man am Besten Arabica Kaffee?
Kaufen Sie Ihren Kaffee doch beim nächsten Mal einfach bei einer kleinen oder mittelständischen Kaffeerösterei in Ihrer Region oder in einem der erwähnten Kaffeefachgeschäfte und lassen sich beraten. Somit unterstützen Sie nicht nur Ihre lokalen Geschäfte, sondern können verkosten auch vor Ort die Kaffees, die man Ihnen empfiehlt. Sie werden merken, dass sich Geschmack und Qualität nicht über “100% Arabica Kaffee” definiert. Wenn Sie dennoch eine Vorliebe für den typischen Geschmack des Arabica Kaffees haben, finden Sie hier unsere Empfehlungen für Sie. Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.Jetzt Arabica Kaffee bei Kaffi Schopp kaufen!

Swiss Quality
Auch bei Kaffeebohnen gibt es eine „Swiss Quality“, obwohl Kaffee nicht in der Schweiz produziert wird.
Aber er wird von 65 Schweizer Röstereien am richtigen Ort in der richtigen Qualität eingekauft, schonend geröstet und gemahlen. Die Schweiz steht bei der Kaffeequalität weltweit an der Spitze. Die größten Schweizer Kaffeeröstereien sind Nespresso, Migros und die «Drie Mollen»-Gruppe (Rosca, Giger, Merkur, Coop) mit je rund einem Viertel des Rohkaffeeverbrauchs. Rund zwölf KMU kaufen ein weiteres Viertel ein. Sowohl bei den mittleren wie auch bei den zahlreichen kleineren gibt es Premium- und sogar Luxuskaffeeröster. Die meisten beliefern fast ausschließlich die Gastronomie.
Der größte Teil des Kaffees wird als Rohkaffee importiert aber acht Prozent als Röstkaffee (zum Bsp. von Starbucks). Beim Schweizer Rösterverband schätzt man den Importanteil an der eleganteren Kaffeeart Arabica Kaffee auf 85 Prozent, und der Rest entfällt auf die rustikalere Robusta-Art. Dieser hohe Arabica Kaffee-Anteil ist ein Indiz für hochstehende Kaffeemischungen in der Schweiz. Der Anteil von koffeinfreiem Kaffee liegt bei rund einem Prozent.

Um die Schweizer Kaffeequalität kümmern sich gleich mehrere Branchenverbände: Auf der Stufe Gastronomie bestehen der Schweizerische Cafetierverband und seit wenigen Jahren das Swiss Chapter der Speciality Coffee Association of Europe (SCAE). Dieses fördert die Kaffeequalität und –kultur in der Gastronomie unter anderem durch Aufwertung der Baristakunst. Auf der Stufe Verarbeitung gibt es zudem einen Rösterverband, wo kleine und mittlere Röstereien organisiert sind. (Quelle: Pressemeldung der Swiss SCAE, www.swissscae.ch)
Freuen Sie sich auf die “Swiss Quality” bei Kaffi Schopp.
5 Antworten auf „100% Arabica – (k)eine Qualitätsaussage“
[…] 100% Arabica – (k)eine Qualitätsaussage […]
Und warum gibt es dann in Deinem Shop auch den folgenden?
Espresso Probierset 100% Arabica 4x 250g (1kg)
100% Arabica…wow super also! *ironieaus*
Die Aromen dieser Espressomischungen mit 100% Arabica-Anteil unterscheiden sich zum Teil deutlich von den klassischen italienischen Espressomischungen. Deswegen dieses besondere Probierset.
Heute im ARD – der Schrott der im Robusta (Vietnam und ……?) drin ist – ist der auch im 100 % Arabica? Warum ist so eine Gaunerei auch noch erlaubt vom Gesetzgeber (sind die beteiligt ) ? Wenn ich sauberen, reinen Kaffee möchte, möchte ich das was 100% draufsteht.
Schrecklich die Tilapia-Fischhaltung in Vietnam…. etc. China mit Wachstumshormonendünger bei Melonen ….ect. was noch…… ect.
Guter Bericht!
Verbraucher kapiert immer noch nicht, was Kaffee oder Espresso wirklich bedeuten.
Auf der Verpackung steht nur, was für Bohnen drin sind. Und das sagt nichts über Geschmack aus.
Es fehlen:
Wie wurde geröstet und wie lange?
Es gibt auch Geschmacksunterschiede nach Alter und Lagerung der Bohnen.
Bohnen aus einer Packung schmecken schon nach einer Woche anders.
Aber gut, kauft ein Konsument schon vorgemahlene Bohnen, darf man sich nicht wundern.
( Denk mal nach, wer alles in diesem Industriezweig dran verdient, bezüglich Gaunerei und was der Gesetzgeber wirklich will. Nur unser bestes. Billig einkaufen und teuer verkaufen. Und manche Verbraucher denken halt nicht nach! )